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Thailand Der große Leichtsinn

Wenn Touristen ihren Aufenthalt in Thailand allzu überschwänglich genießen, kann der Strandurlaub zum Horrortrip werden. Alkohol, Drogen, Ärger mit dem Gesetz, Motorradtouren ohne Helm: Unbedachte Urlaubssünden enden manchmal sogar tödlich.

Bangkok/Berlin - Thailands Tourismus boomt. Das ist auch von Notfällen und Katastrophen nicht zu stoppen. Für die Deutschen steht das Königreich in Südostasien mit an der Spitze der beliebtesten Fernreiseziele. Durch Leichtsinn, Dummheit, Unvermögen oder Pech werden für manchen Urlauber die schönsten Wochen des Jahres dort aber zu den schrecklichsten: Sie enden im Krankenhaus, im Gefängnis oder gar im Sarg.

Selbstüberschätzung, Alkohol, Sex, kein ausreichender Versicherungsschutz bei Unfall und Erkrankung - die Sündenliste ist in Thailand lang. Und viele Gäste sind sich nicht bewusst, dass hier ein Joint am Strand oder im Hotel ebenso illegal ist wie die eigenmächtige Verlängerung des Aufenthalts ohne Behördenstempel. Wer dann seine Geldstrafe nicht zahlt, muss dafür rascher ins Gefängnis, als er ahnt. Und wer pleite ist, bekommt von seiner diplomatischen Vertretung nichts geschenkt.

Mitarbeiter der Deutschen Botschaft in Bangkok und beim Auswärtigen Amt in Berlin sowie Ärzte in Touristenzentren wie Bangkok, Phuket, Ko Samui, Chang Mai und Pattaya schütteln über den Leichtsinn von Urlaubern häufig fassungslos den Kopf. "Die Hemmschwelle in den Ferien ist für viele niedriger als zu Hause", sagt der Schweizer Arzt Olivier Meyer, der in Pattaya eine Praxis hat.

Risikofreude verdirbt so manchen Urlaub

Gefährdet sind besonders ältere Herren, die auf ihre Gesundheit achten sollten. "Wer mit Herzproblemen anreist und sich bedenkenlos ins Vergnügen stürzt, spielt mit seinem Leben", sagt der Arzt. Kollegen bestätigen: Die Hitze am Strand, einige Schnäpse, eine Viagra und dann Liebesspiele mit einer Barlady seien "ein Cocktail mit Lebensgefahr". Der Notarzt kommt dann manchmal zu spät.

Herz- und Kreislaufversagen sind die häufigsten Todesursachen der Urlauber. An zweiter Stelle registriert die Deutsche Botschaft in Bangkok Verkehrsunfälle, nicht selten auf einem Motorrad. Im Jahr 2006 starben insgesamt etwa 160 Deutsche in Thailand, viele durch leichtsinniges Verhalten. Im Jahr 2000 waren etwa 120 Todesfälle zu beklagen - damals machten allerdings weniger Deutsche Urlaub zwischen Palmenstränden, Buddhatempeln und Elefantenparks.

Die Botschaft registriert pro Jahr 120 neue Haftfälle deutscher Besucher, zum Großteil wegen Betrügereien und überzogener Aufenthaltsberechtigung, heißt es beim Auswärtigen Amt (AA) in Berlin. Wer länger als vier Wochen Urlaub macht in Thailand, braucht ein Visum. Wer Fristen überzieht und Strafgebühren nicht zahlt, dem droht Abschiebehaft.

"Wir bitten dringend, vor einer Reise unsere Sicherheitshinweise zu Thailand und den anderen Ländern zu lesen und zu beherzigen", betont ein AA-Sprecher. Diese Tipps werden ständig aktualisiert, für Thailand auch Anfang Januar nach Explosionen in Bangkok. Generell gilt Thailand nach Ansicht von Veranstaltern vor allem an den klassischen Urlaubsorten aber als recht sichere Destination. Überfälle auf Touristen sind selten.

Mit Bierflasche aufs Motorrad

Wohl nirgendwo können "heiße Öfen" so günstig gemietet werden wie hier in den bekannten Urlaubsorten. Das Motorrad mit 700 Kubikzentimetern und mehr gibt es pro Tag schon für weniger als 20 Euro, das Moped ab fünf Euro. Nach einem Führerschein fragt der Vermieter oft nicht, versichert ist die Maschine selten. Das volle Risiko trägt der Tourist, oft ohne es zu wissen. Manchmal hat er keine Krankenversicherung für das Ausland.

So düsen etliche Feriengäste helmlos mit wehenden Haaren, in Shorts und T-Shirt, manchmal sogar mit der Bierflasche in der Hand, den Strand entlang, vor allem in Pattaya. Selbst in weniger bekannten Orten wie Hua Hin und auf Ko Tao machen Bikevermieter gute Geschäfte. "In Europa seid ihr nicht so leichtsinnig, warum dann bei uns?", fragt der Reiseführer Veerasak Cham.

Die Thailändische Tourismusbehörde in Bangkok (TAT) wünscht sich, dass alle Touristen Gesetze und Sitten im Königreich befolgen. "Zum Glück gerät nur ein Bruchteil unserer Gäste in Schwierigkeiten", sagt TAT-Europadirektor Satit Nillwongse. "Wer sich auch auf Reisen so um seine Sicherheit und Gesundheit kümmert wie zu Hause, für den ist dann auch das Risiko in Thailand sehr gering."

Bernd Kubisch, gms

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