Grand Canyon – Wanderung in abenteuerliche 1,5 km Tiefe + Übernachtung (Teil 1)

Grand Canyon Wanderung
 
Alles zur Wanderung in den Grand Canyon, was einen auf der Strecke bis auf den Grund erwartet und wie wir übernachteten, erfährst du in diesem Reisebericht! | Hike | Arizona | Übernachtung | Campen | Maulesel | Sonnenuntergang | Sehenswürdigkeiten

Der Grand Canyon. Wahrzeichen vom Bundesstaat Arizona und ein wahrlich beeindruckendes Gebilde der Natur. Wer das erste Mal vor dem Grand Canyon steht, ist beeindruckt von dieser unheimlichen Weite und Tiefe.

Bei meinem zweiten Besuch dort wollten wir es dann wissen.

Das volle Programm: Wanderung in den Grund des Grand Canyon, Übernachtung unter freiem Himmel und am nächsten Tag das Ganze wieder hoch

Natürlich war klar, dass das kein Spaziergang sein würde und eine eher schwere/lange Wanderung.
Vor allem aber bedarf es etwas Vorbereitung. Nicht nur aus ausstattungstechnischer Sicht, wie Essen, sondern auch aus organisatorischer Sicht. Denn wer ganz unten übernachten will, braucht ein Permit, also eine Genehmigung.

Daher zunächst noch etwas dazu.

Grand Canyon Wanderung – Permit für die Übernachtung beantragen

Grand Canyon Wanderung

Wer am Grund übernachtet, macht das entweder auf dem Bright Angel Campground, welcher an einem Nebenfluss des Colorado liegt oder in der Phantom Ranch (teuer und immer ausgebucht), welche sich neben dem Campground befindet.
Wer es in der Phantom Ranch versuchen will, muss sehr frühzeitig eine Reservierungsanfrage stellen. Dies kann man auf der offiziellen Seite tun.
Bei positiver Bestätigung der Buchung erhält man dann auch gleichzeitig das Permit zum Übernachten.

Für den Bright Angel Campground (oder auch den etwas höher gelegenen Indian’s Garden Campground) sollte man im Voraus ein Permit beantragen, am besten einige Wochen vorher.
Etwas doof ist, dass man den Antrag für das Permit nicht per E-Mail, sondern nur per Fax oder per Post senden kann.

Den Antrag gibt’s jedenfalls hier.
Eine Wanderkarte mit Höhen- und Meterangaben findet man unter diesem Link.

Das Permit kostet 10$ + 12$ für jede Person. Wir hatten es erst etwa 2 Wochen vor unserer Ankunft am Grand Canyon per Fax gesendet und zum Glück noch eine Genehmigung erhalten.
Empfohlen wird aber eher, das mindestens 6 Wochen vorher zu beantragen. Da wir im August dort waren, war es aufgrund der Hitze aber auch nicht die Hauptsaison für den Canyon.
Wer die Chancen erhöhen will, kann ab etwa 4 Monaten vor geplantem Wanderdatum das Permit beantragen. Die genauen Daten stehen hier auf der Seite der Nationalparkverwaltung.

Falls man ein Permit erhalten hat, kann man sich glücklich schätzen.
Man muss, um dieses zu bestätigen, am Tag vor der Wanderung unbedingt aber noch zum „Backcountry Information Center“ um den Wisch zum Nachweis für den Ranger am Grunde des Canyons zu erhalten.
Das Büro macht relativ früh zu (17 Uhr). Wir hatten es letztes Mal auf die letzte Minute noch geschafft.

Wer kein Permit erhalten hat, kann sein Glück auch noch vor Ort beim „Backcountry Information Center“ versuchen, falls jemand abgesprungen ist oder es doch noch Kapazitäten gibt.

Grand Canyon Wanderung – Vorbereitung!

Das meiste ist wohl selbstverständlich. Wenn man so eine Strecke wandert, muss man dafür sorgen, dass man unterwegs genug zu essen und trinken dabei hat und vielleicht wenigstens einen Schlafsack.

Grand Canyon Wanderung

Zum Essen hatten wir etliche Energy-Riegel mitgenommen, außerdem einige andere Snacks, Obst und je einen abgepackten Sandwich vom Supermarkt (dessen Konsistenz unten angekommen dann allerdings nicht mehr so prickelnd war :D).
Im Nachhinein waren die ganzen Fressalien doch einen Tick zu wenig, also lieber etwas mehr mitnehmen.
Schließlich verbraucht man allein durch die Wanderung schon einige 1000 Kcal.

Um Gewicht zu sparen (ich hatte auch noch den mind. 5 kg schweren Fotorucksack) haben wir auf das Zelt verzichtet und nur den Schlafsack mitgenommen. Eine leichte Isomatte ist auch noch empfehlenswert. Von der Temperatur ist es in den Sommermonaten unten meist kein Problem.

Beim Wasser sieht es so aus, dass das Minimum im Sommer (wenn man allgemein nicht soo viel trinkt) wohl 1,5 Liter sind. So viel hatte ich für den Abstieg dabei und es hat gerade so ausgereicht. Außentemperatur etwa 35°C.
Allerdings trinke ich allgemein eher weniger als der Durchschnitt. Viele werden nicht mit unter 3l auskommen wollen.

Nachdem der Aufstieg eigentlich immer über den Bright Angel Trail geht, braucht man sich keine Sorgen um Wasser zu machen, da es hier immer nach jeweils einem Drittel der Strecke die Möglichkeit gibt, Wasser aufzufüllen.
Aber Achtung: Die Wasserversorgung ist wohl saisonal begrenzt. Außerhalb des Sommers gibt es teilweise kein Wasser. Darüber kann man sich beim Visitor Center natürlich vorher informieren.
Auf dem South Kaibab Trail (Abstieg) gibt es dagegen gar kein Wasser.

Grand Canyon Wanderung – Und los geht’s!

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Yaki Point

Und zwar früh um halb 5. Wer diese Wanderung macht, sollte es sich nicht entgehen lassen, den Sonnenaufgang am Yaki Point anzuschauen (dort beginnt auch der Abstieg). Das Auto stellt man am besten auf dem Visitor Center Parkplatz oder einem der anderen kostenlosen Parkplätze ab.
Wer die Nacht davor auf dem Mather-Campground übernachtet, zahlt entweder die nächste Nacht im Voraus oder fährt eben früh zum Visitor Center.
Vom Visitor Center geht’s mit der Orangenen Route (Bus) zum Yaki Point.
Die Zeiten zu Sonnenaufgängen findest du hier.
Und hier die Übersicht zu den Busfahrplänen.

Wir hatten letztes Mal leider unseren Bus verpasst, wodurch wir etwas zu spät zum Sonnenaufgang kamen. Also, rechtzeitig los!

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Allein wegen der Hitze sollte man aber eh so früh wie möglich starten.

Am Yaki Point sind um die Zeit früh zwar schon ein paar Leute, aber lange nicht so viele wie zum Sonnenuntergang. Wenn man sich einen schönen Platz gesucht hat, kann man den Sonnenaufgang entspannt genießen und es lohnt sich auf jeden Fall.
Eine sehr schöne Lichtstimmung. Auch in der ersten Stunde nach dem Sonnenaufgang, wenn man die Wanderung beginnt, sind die Felsen in schönen Farben beleuchtet.

Der South Kaibab Trail, den man hier beginnt hinunter zu laufen, überwindet 1457 Höhenmeter in 11,3km, daher ist der Weg durchaus steil (knapp 13% Steigung).

Wenn man nicht genügend Grip unter den Schuhen hat, rutscht man manchmal etwas auf dem Sand.

Der erste wirkliche Aussichtspunkt, an dem man beim Abstieg vorbei kommt (nach ca. 1,5km), ist der sogenannte Ooh-Aah-Point (benannt nach den Ausrufen der Menschen, die hier ankommen und die ganze Breite und Weite des Canyons erblicken).

Dieser Punkt ist wirklich schön. Man kann sich auf einen der Felsen setzen und hat die uneingeschränkte Sicht. Ich finde, jeder, der am Grand Canyon ist, sollte zumindest einmal bis zu diesem Punkt runter laufen (Hin und zurück dauert ca. 1 Std.).
Insbesondere nach Sonnenaufgang gibt’s hier auch ein wunderbares Licht.

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Ooh-Aah-Point

Weiter geht’s. Der erste offizielle „Zwischenstopp“ ist nun „Cedar Ridge„, eine ebene Fläche, an der man Pause machen kann.
Bis hierhin bin ich übrigens bei meinem ersten Grand Canyon Besuch gelaufen. Wer also nur eine kürzere Wanderung (ca. 4 Stunden/4,8km) machen möchte, kann bis hierher laufen und dann umkehren. Man hat dann zwar nur ca. 350 Höhenmeter überwunden, aber selbst das lohnte sich schon sehr, um einen anderen Einblick in den Grand Canyon zu bekommen, als von oben.

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Cedar Ridge

Grand Canyon Wanderung – Weiter Richtung Skeleton Point

Die Aussicht auf dem Weg nach Cedar Ridge war schon außergewöhnlich schön. Aber eigentlich muss ich fast sagen, ab hier wird es immer eindrucksvoller.

Nach jeder Biegung eine neue Perspektive , alle paar hundert Meter eine neue Aussicht. Der tatsächliche Grund des Grand Canyons bleibt auf dem Weg aber auch erst mal eine zeitlang verborgen.

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Zwischen Cedar Ridge und Skeleton Point

Der Weg Richtung Skeleton Point ist wieder genauso lang, wie der Weg nach Cedar Ridge, allerdings nicht mehr so steil.
Über den roten Sand geht es weiter, zwischendurch läuft man über eine Art Ebene. Dort wachsen nun auch mal ein paar Kaktuspflanzen und anderes Gestrüpp.

Grand Canyon Wanderung
Zwischen Cedar Ridge und Skeleton Point

Irgendwann hat man auch diesen Abschnitt geschafft und man erreicht den sogenannten Skeleton Point. Spätestens dort kehren die meisten Tageswanderer um (bis hierhin und zurück sind es 9,6km).

Nun ist nun nochmal ein guter Zeitpunkt für eine Pause. Die Aussicht ist mal wieder grandios.

Grand Canyon Wanderung
So geht’s nach dem Skeleton Point weiter …

Grand Canyon Wanderung – Die Hälfte ist fast geschafft

Der nächste Abschnitt ist noch einmal etwas intensiver. Gleiche Länge wie die vorherigen Abschnitte, aber etwas steiler. Nun ist es vielleicht 9 oder 10 Uhr und die Hitze beginnt langsam ihre Wirkung zu entfalten.
Vor allem ist der Weg hier völlig schattenfrei. Ich denke um die Zeit war es nun schon etwa 30°C (je tiefer man kommt, desto heißer wird es).

Ab hier wird es nun auch ruhiger. Die Anzahl der Wandernden nimmt stetig ab. Auf halber Strecke kommt uns eine Muli-Kolonne entgegen (welche u.a. Lebensmittel nach unten bringen).
Neben reinen Transport-Mulis werden auch ein paar Touristen hochgeschleppt. Diese scheinen wohl von ihrer Übernachtung am Grund wieder nach oben gebracht zu werden.

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Maulesel Kolonne

Die Hitze wird jetzt schon etwas erbarmungslos, wenn auch aushaltbar. Nach einiger Zeit kommt nun der letzte offizielle Halt. Dieser trägt auch nur noch den Namen „Tip Off„.
Der Punkt fühlt sich etwas verlassen an. Ein paar Raben stolzieren umher und die dort ansässigen Eichhörnchen sind zutraulich.

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Beim Tip Off Point

Neben einem Plumpsklo gibt es auch ein Notfalltelefon hier. Möglicherweise ist dort auch der letzte Punkt vor dem Grund, wo ein Helikopter gut landen könnte, wenn etwas passiert ist.

Grand Canyon Wanderung – Endspurt!

Ab jetzt geht’s direkt weiter runter, noch 4,2 km und 463 Höhenmeter sind zu überwinden, bevor man es geschafft hat.

Nun wird’s allerdings auch nochmal richtig interessant, was die Landschaft angeht. Kurz nachdem man den „Tip Off“ verlassen hat, kommt man an eine wirklich überwältigende Stelle.
Hier kann man das erste Mal den Colorado Fluss richtig gut erkennen und vor allem sieht man das erste Mal das Ziel, den Bright Angel Campground. Es wird noch einmal richtig schön das Ausmaß dieser Schlucht erkennbar. Die Bilder können das leider gar nicht so wiedergeben.
Trotzdem kann man es gut erahnen.

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Aussicht auf den Colorado

Allmählich merkt man die Wade, die durch das ständige Abfedern beim herunterlaufen schon richtig angestrengt ist. Die Beine zittern schon leicht beim abwärts laufen.

Diese letzte Stück vor der Brücke, die über den Colorado River führt, ist nochmal fies. Dauerhaft in der Sonne, es wird immer heißer (ich schätze hier waren es dann bereits 35°C) und das Wasser wurde, zumindest bei mir, langsam knapp.

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Über dem Colorado

Irgendwann ist auch dieses Stück irgendwann geschafft. Jetzt geht es durch einen kleinen Tunnel (endlich Schatten) und danach über die Hängebrücke über den Fluss.

Noch 10 Minuten. Endlich eine ebene Strecke.

Geschafft! Jetzt muss man sich nur noch einen Platz auf dem Campingplatz aussuchen (wer zuerst kommt, hat die beste Auswahl). Wir kamen etwa um 12 Uhr mittags an.
Nachdem man das Wasser aufgefüllt hat, ist das Beste was man wohl machen kann, sich an oder in den Fluss, der am Campground fließt, zu setzen oder auch ganz hineinzuspringen.
Ist jedenfalls eine willkommene Abkühlung.

Da wir die Nacht vorher nur ca. 4 Stunden Schlaf hatten (was man auf der Wanderung selbst zum Glück nicht gemerkt hat) gab es jetzt erst mal eine ausgedehnte Mittagspause. Viel kann man in der Hitze und nach der Anstrengung eigentlich auch erst mal nicht machen…

Wie es nun weiter geht und wie der wirklich anspruchsvolle Teil, der Aufstieg zu bewältigen war, erfährst du im zweiten Teil dieses Berichts.

HIER ENTLANG…. (Teil 2)

Hier nochmal alle Impressionen des Abstiegs:

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